Keine Lust mehr auf Beziehung: Gründe und Lösungen dafür

Keine Lust mehr auf Beziehung zu haben, ist ein heikles Thema, das mit Frust und Kränkung einhergeht. Vor allem dann, wenn nur einer sich trennen und der andere an der Beziehung festhalten will. Unsere Expertin Cristina Sandner gibt Einblick in ihre Praxis als Paartherapeutin. In diesem Beitrag verrät sie, woher die Unlust in einer Familie kommt, was Bindungsangst damit zu tun hat und was gegen Lustlosigkeit hilft.

Für mehr Lust in der Partnerschaft – den Gründen für die Unlust auf der Spur

„So toll war er doch nicht“ oder „Sie ist einfach noch nicht die Richtige“ – Sätze, die ich so oder in ähnlicher Form in meiner Praxis immer wieder höre. Sätze, die mich hellhörig machen, da sie oft mit Bindungsangst in Verbindung stehen. Bindungsangst hört sich dramatisch an, ist aber im Prinzip nur eine Schutzmaßnahme, die wir oft schon früh in der Kindheit entwickelt haben, um besser mit den Erwartungen unserer Eltern umzugehen.

Damals haben wir uns vielleicht überangepasst, um Mama oder Papa nicht zu enttäuschen. In uns wohnte eine unterbewusste Angst, von den Eltern verlassen zu werden, wenn wir nicht brav, angepasst oder still sind. Diese ungesunden Muster tragen viele Menschen ihr Leben lang mit sich und verbinden Beziehungen – auch im Erwachsenenalter – deshalb unbewusst mit der Pflicht, sich anzupassen. Es wird also einerseits die alte Angst vor dem Verlassenwerden aktiviert, andererseits können Beziehungen als Last angesehen werden, da Betroffene eine Partnerschaft mit der Pflicht, sich anzupassen, in Verbindung bringen. So ist es nicht verwunderlich, dass Menschen, die an Bindungsangst leiden, offensichtlich schnell die Lust auf Beziehung verlieren – ohne zu wissen, dass vielleicht nur ein altes Muster und nicht die Beziehung aufgelöst werden müsste, um wieder mehr Lust zu entwickeln.

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Was tun, wenn ein Partner keine Lust mehr auf Sex hat

Was tun, wenn ein Partner keine Lust mehr auf Sex hat

Auch was Sexualität angeht, kann Bindungsangst ein Hemmschuh sein. Sexuelle Nähe und Intimität gehen mit einem Maximum an Nähe einher. Ist jemand von Bindungsangst betroffen, kann zu viel Nähe problematisch werden. Nähe, selbst wenn sie „nur“ körperlich ist, löst möglicherweise Angst vor Abhängigkeit aus. Das heißt konkret, dass Bindungsängste davon ausgehen, dass sie, sobald sie sich fallen lassen und mit jemandem intim werden, dieser Person ausgeliefert sind. Es entsteht das Gefühl, von der Zuneigung des Liebsten abhängig zu werden. Auch hier macht sich eine Angst vor Zurückweisung bemerkbar. Es muss also nicht zwangsläufig sein, dass die Unlust des einen Partners damit zu tun hat, dass er den anderen nicht mehr attraktiv oder anziehen findet – manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall. Gerade weil der Partner mit der vermeintlichen Unlust, den anderen so anziehend findet, hat er Angst, (sexuell) bei ihm oder ihr zu versagen. Doch was kann man tun, wenn einer (oder beide) keine Lust auf Sex mehr verspüren? Einerseits sollten gesundheitliche Probleme von einem Arzt abgeklärt werden. Andererseits heißt es „Let’s talk about Sex, Baby“. Offen miteinander zu sprechen, sich über Wünsche, Vorlieben und Ängste auszutauschen, ist unerlässlich. Wichtig dabei ist, den anderen nicht unter Druck zu setzen.

Weder was die Sexualität an sich, noch was ein Gespräch darüber angeht. Vorwürfe sollten bei diesem Austausch keinen Platz haben. Weil gerade der Beginn eines solchen Gesprächs manchmal schwerfällt, kann es sich lohnen, Unterstützung bei einem Paarberater oder Paartherapeuten zu suchen. Oft genügen wenige Sitzungen, um sich verbal und körperlich wieder ein Stück näher zu kommen. Auch sollte man bedenken, dass es viele Formen der Sexualität gibt – auch Kuscheln, Massagen oder Händchenhalten sind Formen der (sexuellen) Begegnung. Macht euch frei von Druck!

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Häufig gestellte Fragen

Wer zu mir in die Paarberatung kommt, hat in der Regel viele Fragen im Gepäck. Manche Fragen kommen sofort auf den Tisch und können gleich angegangen werden. Andere, die von Betroffenen mit viel Scham belegt sind, kommen manchmal erst im Laufe der Zusammenarbeit ans Licht. Hier eine Auswahl an Fragen, die – je nach Paar an verschiedenen Stellen in der Therapie – aufkommen können:

  • Ist es normal, keine Lust mehr auf Beziehung zu haben?
  • Warum verspüre ich plötzlich keine Lust mehr auf Sex mit meinem Partner?
  • Ich habe Lust auf Sex mit jemandem anders. Was nun?
  • Mein Partner langweilt mich. Was kann ich tun?
  • Lohnt es sich, an der (langweilig gewordenen) Beziehung zu arbeiten?
  • Ich traue mich nicht, über meine sexuellen Bedürfnisse zu sprechen. Wie gelingt der erste Schritt?
  • Kann man Lust aufeinander (wieder) trainieren?

Was hilft gegen Libidoverlust bei der Frau?

Mehrere Umfragen haben ergeben, dass etwa jede dritten Frauen zwischen 18 und 59 an sexueller Unlust leidet. Solange keine organischen Ursachen oder Medikamente hinter dem Libidoverlust stecken (bitte immer ärztlich abklären lassen!), kann Entspannung helfen. Autogenes Training, Traumreisen oder Yoga sind Schritte in die richtige Richtung. Hintergrund: Oft ist Stress ein wesentlicher Grund für den Libidoverlust. Und Stress kann man mit oben genannten Techniken reduzieren. In einer Therapie oder einem Coaching können Betroffene sich auch belastenden Glaubenssätzen und Überzeugungen stellen, die ihre Sexualität betreffen.

Keine Lust mehr auf Beziehung – ist das normal?

Kommen Menschen zu mir in die Praxis und stellen die Frage, ob etwas „normal“ ist, begeben wir uns zunächst auf die Suche danach, was „normal“ für das Individuum überhaupt bedeutet. Das ist eine höchstinteressante Übung. Was für die eine normal ist, kann für den anderen eher ungewöhnlich oder unverständlich sein. Daher lässt sich auch auf die Frage, ob es normal ist, keine Lust mehr auf Beziehung zu haben, keine pauschale Antwort geben. Doch schon der Austausch über das jeweilige Normal des anderen kann wichtige Erkenntnisse bescheren und mehr Verständnis für den Partner erzeugen.

Was ich definitiv mit ja beantworten kann: Paare fragen mich oft, ob es normal ist, keine Lust mehr auf ihre Beziehung zu haben. Stress, Entwicklung in verschiedene Richtungen, kontroverse Weltanschauungen oder ein belastender Alltag können dazu führen, dass einer oder beide die Lust auf Beziehung verlieren. Sobald sich das Paar diese Entwicklung eingestanden hat, kann in der Therapie daran gearbeitet werden. Der Ausgang bleibt offen – entweder beide finden wieder einen guten Umgang miteinander oder sie finden Hilfe, sich möglichst fair und gesichtswahrend zu trennen.

Woher kommt die Langeweile in der Beziehung?

Auch was Langeweile betrifft, gehen die Meinungen auseinander. Oft erlebe ich, dass Langeweile für einen der Partner als eher angenehm empfunden wird, weil sie Abwesenheit von Drama bedeutet. Für den anderen hingegen kann sie negativ behaftet sein und für Lähmung stehen. Damit die Beziehung für beide langfristig interessant bleibt, braucht sie Pflege. Ein erster Schritt, die Beziehung zu pflegen, ist auch hier die individuellen Gründe für die (negativen Teile der) Langeweile zu erkunden. Und diese schließlich zu beseitigen. Es können viele Ursachen hinter der Langeweile stecken: Routine (auch im Bett), Unehrlichkeit, unausgesprochene/unerfüllte Wünsche, sich gehen lassen, immer wieder um die gleichen Themen kreisen etc.

Wann macht eine Sexualtherapie Sinn?

Wie schon erwähnt, kann eine Sexualtherapie vor allem dann Sinn machen, wenn man das Gefühl hat, sich ohne einen neutralen Außenstehenden, nicht an sein Thema heranzuwagen – sei es aus Scham oder anderen Gründen. Eine Paartherapie kann auch dann helfen, wenn das Paar lernen möchte, gut miteinander zu kommunizieren. Prinzipiell lässt sich sagen, dass es in der Paar- oder Sexualtherapie darum geht, gemeinsam Lösungen zu finden, die sich für beide stimmig anfühlen. Worum es nie geht: den anderen nach den eigenen Vorstellungen zu verändern.

Fazit

Wenn du dich bzw. euch beim Lesen des Artikels in dem einen oder anderen Punkt wiedererkannt hast oder ihr als Paar das Gefühlt habt, es würde euch gut tun, mit einer außenstehenden Person vorurteilsfrei über eure Themen zu sprechen oder diese gemeinsam zu erkunden und etwas zu bewegen, meldet euch gerne für ein kostenloses Kennenlerngespräch bei mir. Und in der Zwischenzeit: Bleibt in Kontakt miteinander!
Von Herzen, eure Cristina www.werte-atelier.de

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Cristina Sandner
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